Gesetzliche Rentenversicherung: Das sollten Sie über Ihre Rente wissen (2023)

Die gesetzliche Rente funk­tioniert im sogenannten Umlage­verfahren. Das Geld, das die Renten­versicherung von den Einzahlern einnimmt, wird sofort wieder an die Rentner ausgeschüttet. Deswegen steigt die Rente nur, wenn es genug Menschen gibt, die arbeiten und in die Rente einzahlen. In den letzten Jahren gab es kräftige Erhöhungen und auch im Juli 2023 wird die Rente wieder steigen: 5,86 Prozent in den neuen Bundes­ländern und 4,39 Prozent in den alten Bundes­ländern. Erst­mals ist dann ein Renten­punkt in Ost- und West­deutsch­land gleich viel wert: 37,60 Euro. Die hohen Renten­steigerungen sind Folge der positiven Einkommens­entwick­lung, von denen die Renten­erhöhungen abge­leitet werden.

Unterschiede Ost und West nun ausgeglichen

Nach der Wieder­ver­einigung waren die Renten in Ostdeutsch­land deutlich nied­riger als in West­deutsch­land. Über die Jahre wurden die Renten­werte in den neuen Bundes­ländern stets stärker ange­hoben als im Westen. Die Angleichung sollte eigentlich 2024 abge­schlossen sein. Wegen der positiven Lohn­entwick­lung hat es nun schon früher geklappt.

Gesetzliche Rente ist Pflicht

Ob sie wollen oder nicht: Arbeitnehme­rinnen und Arbeitnehmern wird Monat für Monat der Rentenbeitrag vom Brutto­lohn abge­zogen. Der Beitrags­satz liegt derzeit bei 18,6 Prozent des Brutto­lohns. Davon tragen die Arbeitnehmer 9,3 Prozent selbst, 9,3 Prozent trägt der Arbeit­geber. Ein Arbeitnehmer, der 4000 Euro brutto im Monat verdient, muss davon also 372 Euro an die Rentenkasse abführen.

Tipp: Was Sie tun können, um Ihre gesetzliche Rente zu ergänzen, zeigen wir in unserem Artikel Altersvorsorge im Überblick.

Rentenbeitrag nur bis zur Beitrags­bemessungs­grenze

Einzahlen müssen Beschäftigte jedoch immer nur bis zu einer Höchst­grenze. Diese Beitrags­bemessungs­grenze liegt 2023 bei monatlich 7300 Euro in West­deutsch­land und 7100 Euro in Ostdeutsch­land. Auf den Brutto­lohn, der darüber hinaus fließt, zahlen weder Arbeitnehmer noch Arbeit­geber Rentenbeiträge. Das heißt aber auch, dass die Renten­ansprüche nach oben hin begrenzt sind.

Schreiben Sie uns!

Bei Fragen zur gesetzlichen Rente kann es manchmal um die Existenz ­gehen. Wichtig ist deshalb, dass Versicherte verläss­lich, verständlich und zeit­nah die Auskünfte bekommen, die sie brauchen. Wir interes­sieren uns dafür, welche Erfahrungen Sie mit Ihrem Renten­versicherungs­träger gemacht haben – egal, ob sie gut oder schlecht waren. Schi­cken Sie Ihre E-Mail an gesetzliche-rente@stiftung-warentest.de.

Versicherte sammeln Entgelt­punkte

Jeder Versicherte in der Renten­versicherung sammelt im Laufe seines Lebens Entgelt­punkte. Sie sind später entscheidend für die Höhe der Rente. Einen Entgelt­punkt gibt es für ein Jahr Verdienst mit dem durch­schnitt­lichen Brutto­gehalt aller Versicherten. Ein Versicherter, der 2023 genau den Durch­schnitt von 43142 Euro verdient und dafür Beiträge zur Renten­versicherung bezahlt, bekommt dafür einen Entgelt­punkt. Die Beiträge zur gesetzlichen Renten­versicherung liegen aktuell bei 18,6 Prozent des Brutto­gehalts. Ein Entgelt­punkt „kostet“ damit derzeit also 8024 Euro. Davon zahlt die Hälfte der Arbeit­geber. Wer weniger als der Durch­schnitt verdient, bekommt weniger. Wer mehr verdient, bekommt mehr Entgelt­punkte. Ein Versicherter, der 80 Prozent des Durch­schnitts verdient, bekommt 0,8 Entgelt­punkte. Ein Versicherter, der 20 Prozent mehr als der Durch­schnitt verdient, erhält 1,2 Entgelt­punkte.

(Video) Rentenbescheid: So lesen Sie den Brief von der Rentenversicherung

Noch gibt es im Osten mehr Entgelt­punkte

Weil die Einkünfte in den neuen Bundes­ländern bisher im Schnitt nied­riger waren als in den alten Bundes­ländern, werden die Renten­ansprüche dort „künst­lich“ ange­hoben. Dazu wird jedes Jahr das Lohn­niveau verglichen und damit ein Faktor fest­gelegt, mit dem Entgelt­punkte in den neuen Bundes­ländern aufgewertet werden. Aktuell werden Renten­punkte in Ostdeutsch­land mit dem Umrechnungs­faktor 1,056 multipliziert. Versicherte in Ostdeutsch­land bekommen also für das gleiche Gehalt etwas mehr Entgelt­punkte als in West­deutsch­land. Seit 2018 wird diese Unterscheidung in Ost- und West­zeiten im Rentenrecht aber abge­baut. Der Umrechnungs­faktor fällt deshalb in den nächsten Jahren schritt­weise geringer aus. Mit der endgültigen Rechts­angleichung zum 1. Januar 2025 wird er dann ganz wegfallen.

Der Renten­wert ist im Westen höher

Der zweite entscheidende Einfluss auf die Rentenhöhe ist der Renten­wert. Er besagt, wie viel ein Entgelt­punkt in diesem Jahr wert ist. Derzeit beträgt der Renten­wert in West­deutsch­land 36,02 Euro und in Ostdeutsch­land 35,52 Euro. Im Rahmen der Wieder­ver­einigung wurde der Renten­wert in Ostdeutsch­land nied­riger angesetzt. Nach der Renten­erhöhung im Juli 2023 wird ein Renten­punkt im Osten und Westen gleich viel wert sein: 37,60 Euro.

Gesetzliche Renten­versicherung für Selbst­ständige

Übrigens: Die gesetzliche Renten­versicherung ist nicht nur etwas für Arbeitnehmer. Auch Selbst­ständige wie Bäcker, Tennis­lehrer, Schauspieler, Autoren, Optiker oder Heb­ammen sind Pflicht­versicherte im gesetzlichen Renten­system. Ihr Nachteil gegen­über Arbeitnehmern: Während bei diesen der Arbeit­geber die Hälfte des Renten­beitrags tragen muss, schultern viele pflicht­versicherte Selbst­ständige ihren obliga­torischen Rentenbeitrag alleine. Und der ist für einige von ihnen recht happig. Ihr Beitrags­satz beträgt 18,6 Prozent ihres Einkommens. Sie können sich aber auch entscheiden, einen monatlichen Pauschalbeitrag zu zahlen. Existenz­gründer können sich in den ersten drei Jahren für einen reduzierten Rentenbeitrag entscheiden. Freiwil­lig versicherte Selbst­ständige können ihre Beitrags­höhe dagegen relativ frei wählen. Umfassende Informationen bietet unser Special Altersvorsorge für Selbstständige.

Freiwil­lige Renten­versicherung möglich

Alle nicht pflicht­versicherten Selbst­ständigen und Freiberufler können freiwil­lige Beiträge in die gesetzliche Renten­versicherung einzahlen. Unbe­dingt sollten sie dies tun, wenn sie bereits einige Zeit gesetzlich pflicht­versichert waren, aber nicht auf die für eine Alters­rente notwendige Mindest­versicherungs­zeit von fünf Jahren kommen. Die bis dahin fehlenden Jahre können sie mit freiwil­ligen Beiträgen auffüllen und sich so eine gesetzliche Rente sichern. Aber auch sonst ist die gesetzliche Renten­versicherung für Selbst­ständige im Vergleich zu privaten Vorsorgemöglich­keiten aktuell attraktiv. Für alle, die nur noch wenige Jahre bis zur Rente haben, lohnen sich freiwil­lige Einzahlungen derzeit besonders.

Tipp: Unsere Unter­suchung Freiwillige Rentenbeiträge zeigt, wann die gesetzliche Rente als Alters­vorsorge für Selbst­ständige sinn­voll ist und mit wie viel Rente sie für ihre Beiträge rechnen können.

Rechner freiwil­lige Beiträge zur Renten­versicherung

Unser Rechner zeigt, um wie viel die gesetzliche Rente durch freiwil­lige Beiträge steigt:

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(Video) Gesetzliche Rentenversicherung EINFACH erklärt (So funktioniert die gesetzliche Rente)

Das Renten­niveau sinkt, die Rente steigt

Das Renten­niveau, das „Sicherungs­niveau vor Steuern“, wie die Bundes­regierung sagt, setzt die Rente eines Ruhe­ständ­lers, der 45 Jahre lang immer durch­schnitt­lich verdient hat, ins Verhältnis zum durch­schnitt­lichen Beschäftigten-Netto­einkommen. Laut Renten­versicherungs­bericht der Bundes­regierung beträgt das Renten­niveau derzeit 48,1 Prozent. Nach den Plänen der Bundes­regierung soll es bis 2025 nicht unter 48 Prozent sinken. Ein Absinken des Renten­niveaus heißt aber nicht, dass die individuellen Renten sinken. Die Renten werden auch künftig steigen, aber voraus­sicht­lich nicht so stark wie die Einkommen.

Berechnen Sie Ihren Renten­beginn

Mit unserem Renten­eintritts­rechner können Sie Ihre individuellen Renten­eintritts­termine bestimmen. Geben Sie Ihren Geburts­tag in das entsprechende Feld ein und wählen Sie aus, ob bei Ihnen eine Schwerbehin­derung vorliegt. Der Rechner zeigt Ihnen dann Ihre Eintritts­daten für die unterschiedlichen Renten­arten an. Die Voraus­setzungen für die unterschiedlichen Renten finden Sie unter den entsprechenden Links.

Rechner Renten­eintritt

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(Video) 5 Rentenirrtümer (endlich) aufgedeckt! (2023) | Gesetzliche Rentenversicherung

Das Renten­alter steigt für jeden Jahr­gang

Das reguläre Renten­alter für die Arbeitnehmer steigt schritt­weise an. Je nach Jahr­gang müssen die Versicherten länger arbeiten, um die volle Rente ohne Abschläge zu erhalten. Der Renten­eintritt verschiebt sich: Menschen, die 1957 geboren wurden, dürfen beispiels­weise mit 65 Jahren und 11 Monaten in Rente gehen. Ab dem Jahr­gang 1964 gilt dann tatsäch­lich die beschlossene Rente mit 67.

Geburts­jahr

Regulärer Renten­beginn im Alter von …

1955

65 Jahre + 9 Monaten

1956

65 Jahren + 10 Monaten

1957

65 Jahren + 11 Monaten

1958

66 Jahren

1959

66 Jahren + 2 Monaten

1960

66 Jahren + 4 Monaten

1961

66 Jahren + 6 Monaten

1962

66 Jahren + 8 Monaten

1963

66 Jahren + 10 Monaten

Ab 1964

67 Jahren

Wer früher in Rente gehen kann

Der Renten­eintritt ist für viele Menschen eine magische Grenze. Doch nicht jeder Versicherte will oder kann bis zu seiner Regel­alters­grenze arbeiten. Es gibt verschiedene Wege, schon früher in Rente zu gehen:

  • Alters­rente für lang­jährig Versicherte. Voraus­setzung: Eine Mindest­versicherungs­zeit in der gesetzlichen Renten­versicherung von 35 Jahren. Bei dieser Variante muss der Frührentner Abschläge auf seine Rente in Kauf nehmen. Jeder Monat vorgezogene Rente kostet 0,3 Prozent Abschlag. Beim Jahr­gang 1964, der regulär mit 67 Jahren in Rente geht, sind es 14,4 Prozent Abschlag. Wichtig zu beachten: Durch den früheren Renten­eintritt sammelt der Versicherte weniger Entgelt­punkte als wenn er bis zu seinem regulären Renten­alter gearbeitet hätte.
    Tipp: Alle Informationen zu den Kosten eines früheren Renten­eintritts und den Möglich­keiten, die finanziellen Auswirkungen auszugleichen, finden Sie im Special Früher in Rente.
  • Alters­rente für besonders lang­jährig Versicherte. Voraus­setzung: Eine Mindest­versicherungs­zeit in der gesetzlichen Renten­versicherung von 45 Jahren. Bei dieser Variante steigt das Eintritts­alter für den Renten­beginn (zwischen dem Alter von 63 Jahren und zwei Monaten für Jahr­gang 1953 und 65 Jahren für alle ab 1964 Geborenen). Abschläge fallen bei dieser Variante nicht an. Aber die fehlenden Renten­zeiten bis zur regulären Alters­grenze sorgen auch hier für weniger Rente.
  • Früher als andere können auch Schwerbehinderte abschlags­frei in Rente gehen. Voraus­setzung sind mindestens 35 Versicherungs­jahre. Wann genau schwerbehinderte Arbeitnehmer erst­mals Rente beziehen können, hängt – wie bei der Regel­alters­grenze – von ihrem Geburts­jahr ab.
    Tipp: Genauere Informationen zu den Rege­lungen für die Rente für Schwerbehinderte finden Sie im Special Rente für Schwerbehinderte.

Ausführ­liche Tabellen, wer wann in Rente gehen darf, finden Sie in unserem Special Rente mit 63.

Tipp: Wer berät zur Alters­vorsorge und wie bereite ich mich auf die Beratung vor? Das erklärt unser Special Rentenberatung im Praxistest.

Geringer Verdienst: Weniger Beitrag, oft etwas mehr Rente

Beschäftigte, die mit einem Teil­zeit- oder Voll­zeitjob zwischen gut 450 und 1300 Euro im Monat verdienen, zahlen seit Juli 2019 weniger Beitrag in die gesetzliche Renten­versicherung. Wer weniger als 850 Euro bekommt, zahlt schon jetzt ein paar Euro weniger. Durch das Rentenpaket werden auch Einkommen darüber entlastet. Ein paar Euro mehr Rente gibt es für kleine Einkommen.

Wer lange gearbeitet und dabei wenig verdient hat, hat vielleicht Anspruch auf die Grund­rente. Das ist ein Renten­zuschlag. Mehr dazu in unserem Artikel Grundrente.

Länger arbeiten trotz Renten­alter

Versicherte, die das Renten­alter erreicht haben, müssen nicht zwangs­läufig in Rente gehen. Wenn der Rentner seine Regel­alter­grenze erreicht hat, kann er seine Rente beantragen und trotzdem weiter­arbeiten. Der Rentner bekäme dann seine Rente und hätte zusätzlich sein Einkommen. Er kann sich dann entscheiden, auch nach Bewil­ligung der Regel­alters­rente weiter seinen Rentenbeitrag in die Rentenkasse einzuzahlen. Dazu muss der Arbeitnehmer seinem Arbeit­geber allerdings mitteilen, dass er weiter Rentenbeiträge zahlen möchte. Er erhöht damit seine Rente weiter, obwohl er schon eine Rente bezieht.
Tipp: Mehr zum Thema in unserem Artikel Später in Rente gehen.

Den Renten­antrag aufschieben

Wenn der Versicherte die Rente erst später beantragt, steigt sie. Für jeden Monat, den er später als sein Regelrenten­alter in Rente geht, erhöht sich seine Rente um 0,5 Prozent­punkte. Beantragt er seine Rente also erst zwölf Monate nach seinem regulären Renten­eintritt, würde sich seine Rente um 6 Prozent erhöhen. Davon unabhängig würde er mit seinem Rentenbeitrag durch die Arbeit weitere Entgelt­punkte sammeln.

(Video) Gesetzliche Rente erhöhen: Was Sie selbst machen können und was Sie dazu wissen müssen | Die Anstalt

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Author: Barbera Armstrong

Last Updated: 05/15/2023

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